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1. Die Zeit der Erzväter | Das Jahr 1960 nach der Erschaffung der Welt | Das Jahr 1800 v. Chr. | Die Opferung Isaaks auf dem Berg Moriah
Das früheste Ereignis, das Jerusalem mit dem Schicksal des jüdischen Volkes verbindet, ist das historische Zusammentreffen zwischen Abraham und König Melchisedech: „Aber Melchisedech, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er … segnete ihn und sprach: Gesegnet seist Du Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat...“ (Genesis, 14: 18-20). Mit Salem ist Jerusalem gemeint, wie sich aus den Psalmen erfahren lässt: „Und in Salem entstand seine Hütte und seine Wohnung in Zion.“ (Psalmen, 76:3). Das Treffen fand im Tal Schawe statt, „das ist das Königstal“, das sich anscheinend in der Nähe der Stadt befand. Kurze Zeit später gelangte Abraham auf das Gebot Gottes hin in das Land Moriah (Genesis 22), um seinen Sohn Isaak zu opfern. Die Bibel identifiziert den Berg, auf dem dieses schicksalsschwere Ereignis stattfand, mit dem Berg Moriah in Jerusalem (2. Chronik 3:1). Zahlreiche archäologische Funde belegen, dass das kanaanitische Jerusalem in den Anfängen eine Stadt war, die von starken und gut befestigten Mauern umgeben war, und trotz ihres beschränkten Umfangs was es sehr schwer, sie einzunehmen. Am Fuße des Hügels, auf dem die Davidstadt entstand, sprudelte die Gihon-Quelle, die von immensen Befestigungsanlagen geschützt wurde, deren beeindruckende Überreste erst vom kurzem entdeckt wurden. Die damaligen Bewohner der Stadt, die Kanaaniter, hatten ein ausgeklügeltes Kanalsystem zur Wasserversorgung in den Felsen gehauen, zu dem auch ein unterirdischer Tunnel gehörte, der zur Zeit ihrer Herrschaft zur Quelle führte. Die Bibel erzählt, dass zur Zeit der Eroberung des Landes durch die zwölf Stämme Israels diese sich nicht in Jerusalem niederließen und die Stadt bis zu den Tagen König Davids in fremden Händen blieb.
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Die Zeit der Kanaaniter | Das Jahr 2210 nach der Erschaffung der Welt | 1550 v. Chr. | Die Stadt der Jebusiter
Jerusalem wird als Stadt der Jebusiter zum ersten Mal im Buch Josua genannt (15:8) und später im Buch der Richter in der Erzählung über die Nebenfrau auf dem Hügel (19:10): „Aber der Mann wollte nicht mehr über Nacht bleiben, sondern machte sich auf und zog hin und kam bis gegenüber von Jebus – das ist Jerusalem...“ Das Jerusalem der Jebusiter blieb eine nicht-jüdische Enklave zwischen dem Stammesgebiet von Juda im Süden und dem Wohngebiet des Stammes Benjamin im Norden. Die Stärke der Stadt lässt sich an dem steinernen terrassenförmigen Gebäude erkennen (Bild), das sich am Osthang der Anhöhe befindet, auf der die Davidstadt steht. Allem Anschein nach stützte es die Burg der Stadt, die Feste Zion (2. Samuel 5:7).
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Die Zeit König Davids | Das Jahr 2760 nach der Erschaffung der Welt | 1000 v. Chr. | Das Königsreich
Etwa im Jahre 1000 v. Chr. kam König David in die Stadt. David, der zuvor sieben Jahre lang in Hebron geherrscht hatte, eroberte die Burg Zion und verwandelte die „Stadt Jebus“ in die geistige und nationale Hauptstadt seines Reiches: „“ (2. Samuel 5:9) „So wohnte David auf der Burg und nannte sie ‘Stadt Davids‘.“ David befestigte die Stadt: „Und David baute rings umher, vom Millo an nach innen zu.“ (2. Samuel 5:10), und errichtete hier sogar seinen Palast. Bei den archäologischen Ausgrabungen, die gegenwärtig auf dem Hügel der Davidstadt durchgeführt werden, hat man mit der Freilegung der Überreste eines großen und prächtigen Gebäudes begonnen, das möglicherweise als der Palast König Davids identifiziert werden kann. Auf der Südseite der Kuppe wurden Höhlen entdeckt, die von einigen mit den Grabkammern der Könige des Hauses David gleichgesetzt werden, wie die Bibel es beschreibt: „Also legte sich David zu seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids.“ (1. Könige 2:10).
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Die Zeit König Salomons | Das Jahr 2800 nach der Erschaffung der Welt | 960 v. Chr. | Der Bau des Tempels
David konnte seinen Traum, den Tempel in Jerusalem zu erbauen, nicht mehr verwirklichen, denn der Tempel ist ein Haus des Friedens, und David war ein Mann des Kampfes: „Aber Gott ließ mir sagen: Nicht du sollst mir in meinem Namen ein Haus bauen; denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen.“ (1. Chronik 28:3). Es wurde David versprochen, dass seine Vision durch seinen Sohn erfüllt werden solle: „Doch nicht du sollst das Haus bauen, sondern dein Sohn, der dir geboren wird, der soll meinem Namen ein Haus bauen“ (1. Könige 8:19). Davids Nachkomme und Nachfolger, der seinen Weg fortsetzte, war Salomon – er wurde nach dem Umsturzversuch seines Bruders Adonia in Jerusalem neben der Gihon-Quelle zum König gesalbt: „…und [sie] haben ihn gesalbt zum König beim Gihon, und sie sind von da heraufgezogen mit Freuden… Und schon sitzt Salomo auf dem königlichen Thron“ (1. Könige 1:45-46). Das bedeutendste Werk Salomons in Jerusalem war die Errichtung des Tempels: „Und Salomon fing an, das Haus des Herrn zu bauen in Jerusalem auf dem Berge Moriah…“ (2. Chronik 3:1). In der Nähe des Tempels erbaute er auf der Südseite den neuen Königspalast und das Libanonwaldhaus, den Gerichtssaal, in dem er Recht sprach, und das Haus für die Tochter des Pharaos, der Gattin des Königs. Wie es aussieht, verband Salomon den Berg Moriah in seiner Gesamtheit mit der Stadt innerhalb der neuen Mauern.
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Die Herrschaft von König Hiskia| Das Jahr 3035 nach der Erschaffung der Welt| 725 v. Chr.| Die Belagerung durch die Assyrer
Kurze Zeit nach dem Tod Salomons spaltete sich das vereinte Reich in die Königreiche Israel und Juda, und sie erfuhren schwere Zeiten. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. fiel das nördliche Reich Israel (mit seiner Hauptstadt Samaria) in die Hände des assyrischen Imperiums, und Jerusalem blieb die einzige hebräische Hauptstadt. Während der Herrschaft von König Hiskia bedrohte der assyrische König Sanherib den Frieden der Stadt. Hiskia bereitete sich auf das, was kommen würde, durch die weitere Befestigung Jerusalems vor: „Und Hiskia ward getrost und besserte alle Mauern aus, wo sie Lücken hatten, und führte Türme aus und baute draußen noch eine andere Mauer und befestigte den Millo an der Stadt Davids und machte viele Waffen und Schilde…“ (2. Chronik, 32:5). Hiskia errichtete einen breiten und starken Wall, dessen Überreste sich bis heute im jüdischen Viertel der Altstadt und auf dem Zionsberg erkennen lassen. Diese Mauer bezeugt, dass bereits vor den Tagen König Hiskias sich die Stadt über den westlichen Hügel hinaus ausgedehnt hatte. Neben der Anlage von Befestigungen ließ Hiskia einen unterirdischen Kanal in den Felsen hauen - den sogenannten Hiskia-Tunnel - der das Wasser der Gihon-Quelle hinein in die Stadt leitet. Der Tunnel führte das Wasser zum Teich Siloam, wo es aufgefangen wurde. Über dieses beeindruckende Unterfangen berichtet die Bibel: „Das ist Hiskia, der die obere Wasserquelle des Gihon verschloss und sie hinunterleitete westwärts zur Stadt Davids; denn es gelangen Hiskia alle seine Werke. “ (2. Chronik, 32:30). Die in die Felswand des Tunnels eingeritzte Siloam-Inschrift stellt dar, wie aus beiden Richtungen gleichzeitig gegraben wurde und beschreibt den Überschwang der Arbeiter, als sie beim Durchbruch aufeinandertrafen. Im Jahre 701 v. Chr. marschierte das Heer Sanheribs des Assyrerkönigs in das Land ein, verwüstete es und gelangte bis vor die Mauern Jerusalems. Die Belagerung der Stadt jedoch schlug fehl, wie es der Prophet Jesaja vorhergesagt hatte: „ Darum spricht der Herr über den König von Assyrien: Er soll nicht in diese Stadt kommen und keinen Pfeil hineinschießen … Und ich will diese Stadt beschirmen.“(2. Könige, 19:32-34)
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Die Zeit des Propheten Jeremia |Das Jahr 3140 nach der Erschaffung der Welt | 620 v. Chr. | Der Kampf um Geist und Seele
Hundert Jahre darauf warf die Bedrohung durch das Reich der Babylonier ihren Schatten voraus, und die letzten Könige von Juda standen vor der Entscheidung: Aufstand oder Aufgabe gegenüber Nebukadnezar, dem König Babyloniens? Im Gegensatz zu Jesaja sagte der Prophet Jeremia eine harte Zukunft mit der Zerstörung Jerusalems beim Kampf gegen den Feind voraus: „ So spricht der Herr: Siehe, ich will diese Stadt in die Hände des Königs von Babel geben, und er soll sie mit Feuer verbrennen.“ (Jeremia 34:2). Er rief die Könige von Juda auf, sich den Babyloniern zu ergeben, und das Volk forderte er zur Umkehr auf; es sollte sich von der Korruption und moralischen Verkommenheit lossagen, die sich in Gesellschaft und Königreich verbreitet hatten. Dies geschah jedoch nicht; Jehojakim, einer der letzten Könige von Juda, weigerte sich, dem Rat des Propheten Gehör zu schenken, sondern verfolgte ihn und seinen treuen Schreiber Baruch Ben Neria, der seine Prophezeiungen verbreitete. Zur Zeit Zedekias, des letzten Herrschers von Juda warfen seine Minister, die Feinde des Propheten, diesen in die Zisterne des Gefängnisses, damit er im Schlamm versinke. Jeremia jedoch wurde von Ebed-Melech dem Mohren befreit – auf den Befehl des Königs, den er hatte überzeugen können. Der Prophet wurde gerettet, nicht jedoch die Stadt.
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Die Zerstörung des Ersten Tempels | Das Jahr 3174 nach der Erschaffung der Welt | 586 v. Chr. | Die Brandschatzung der Stadt
Nach einer langen, schweren Belagerung zerstörte Nebukadnezar Jerusalem, so wie es Jeremia vorhergesehen hatte: „…und er verbrannte das Haus des Herrn und das Haus des Königs und alle Häuser in Jerusalem; und alle großen Häuser verbrannte er mit Feuer.“ (2. Könige 25:9). König Zedekia wurde von den Babyloniern gefangen genommen, und das Volk Israel musste ins babylonische Exil: „An den Wassern von Babylon saßen wir und weiten, wenn wir an Zion gedachten.“(Psalmen 137:1) Die Überlebenden der Katastrophe im Lande Israel blieben ohne Tempel und ohne Führung. Gedalja Ben Achikam aus Mizpe, von den Babyloniern zum Statthalter eingesetzt, wurde von Jishmael Ben Netanja aus dem Hause König Davids ermordet (Jeremia 40: 41). Zwischen den verbrannten Häusern der Davidstadt legten archäologische Ausgrabungen einen Schatz mit Bullae, mit tönernen Siegeln frei, darunter auch eine Bulla, die mit dem Namen von Gemarjahu Ben Shafan des Schreibers geprägt ist (Jeremia 36:10), ein Minister am Hofe von König Jehojakim und Onkel von Gedalja Ben Achikam. Eine weitere Bulla, die erst vor kurzem in der Davidstadt entdeckt wurde, trägt den Namen des Juchal Ben Shelemjahu (Jeremia 38:1), ein hoher Beamter am Hofe König Zedekias. Diese Funde wecken die Erinnerung an jene, die in Jerusalem zur Blütezeit der Stadt lebten und nicht auf die Worte des Propheten hörten, der ihre Zerstörung voraussah.
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Die Rückkehr nach Zion und der Zweite Tempel | Das Jahr 3222 nach der Erschaffung der Welt | 538 v. Chr. | Die Pilgerreise
Nach einem Erlass des persischen Königs Kyros II. im Jahre 538 v. Chr. kehrten viele der Verschleppten aus Babylonien ins Land Israel zurück. Im Jahre 526 v. Chr., 70 Jahre nach dem Beginn des Exils, weihten die nach Zion zurück Gekehrten den Zweiten Tempel ein. Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. übernahm Esra der Schreiber die politische und spirituelle Führung des Volkes und leitete eine Reform ein, die unter anderem die Ausweisung nicht-jüdischer Frauen und das regelmäßige wöchentliche Lesen in der Bibel umfasste. Einige Jahre darauf erschien Nehemia, der die Mauern der Stadt wieder aufbaute. Im Buch Nehemia steht eine traurige Geschichte über die zerstörten Wälle vor dem Wiederaufbau: „Und ich ritt zum Taltor hinaus bei Nacht… und forschte genau, wo die Mauern Jerusalems eingerissen waren und die Tore vom Feuer verzehrt. Und ich ritt hinüber zu dem Quelltor und des Königs Teich, und es da war kein Raum, dass mein Tier mit mir weiterkommen konnte.“ (Nehemia 2:13-14). Im Osten verlief die neue Stadtmauer höher als zuvor, aufgrund der enormen Trümmer- und Abfallhaufen am Hang des Berges. Ausgrabungen am Osthang der Davidstadt legten Überreste aus der Zeit der Perser frei , und es scheint, dass auch die Mauern und Türme, die später unter der Herrschaft der Hasmonäer zur Zeit des Zweiten Tempels auf der Bergkuppe entstanden, sich am Verlauf der Befestigungen orientierten, die Nehemia auf diesem Gelände errichtete. Im 4. Jahrhundert v. Chr. lösten die griechischen Hellenen die persischen Herrscher ab. Nach dem Aufstand der Hasmonäer gegen die Herrschaft von Seleukos I. Nikator im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde Jerusalem zur politischen Hauptstadt des Staates Juda; die Stadt wurde vergrößert und verschönert. Zahlreiche Juden aus dem ganzen Land und aus der Diaspora pilgerten nach Jerusalem. Der gegen Ende der Ersten Tempelperiode angelegte Teich Siloam wurde zu einer Anlaufstelle für diese Pilger, bevor sie zum Tempel hinaufstiegen.
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Die Zerstörung des Zweiten Tempels | Das Jahr 3830 nach der Erschaffung der Welt | 70 n. Chr. | Das jüdische Exil
Zur Zeit des Vasallenkönigs Herodes unter der Herrschaft Roms im ersten Jahrhundert v. Chr. erreichte die Stadt den Höhepunkt ihrer Pracht. Die massive Bautätigkeit wird in den Schriften des Historikers Flavius Josephus (Josef Ben Matitjahu) beschrieben. Im Verlauf des ersten Jahrhunderts wurde in der Davidstadt allem Anschein nach eine Anzahl Paläste der Könige von Adiabene errichtet, deren Überreste bisher noch nicht vollständig freigelegt wurden. Wenige Jahre nach dem Tod des Herodes richteten die Römer eine Gouverneursregierung in Judäa ein. Im Jahre 66 n. Chr. brach die große Revolte gegen die römische Herrschaft aus. Die Römer belagerten Jerusalem, und im Jahre 70 n. Chr. wurden die Mauern der Stadt niedergerissen, und der Zweite Tempel ging in Flammen auf.
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Die Zeit der Byzantiner | 326 n. Chr.
Nach der Zerstörung Jerusalems im Verlauf der großen Revolte wurde der südliche Abschnitt der Davidstadt zum Steinbruch. Während der byzantinischen Periode entstanden in der Stadt Davids Wohnhäuser und landwirtschaftliche Bauten, von denen einige wenige Überreste auf dem Gelände des heutigen Besucherzentrums gefunden wurden und vor kurzem sogar auf dem Giv´ati Parkplatz. In der Mitte des 5. Jahrhunderts restaurierte die byzantinische Kaiserin Eudokia, die Frau des byzantinischen Kaisers Theodosius II., die Stadtmauern Jerusalems und schloss auch den Hügel der Davidstadt mit ein, auf dessen Südseite sie über dem Teich die Siloam-Kirche errichten ließ. Sie sollte an das Wunder erinnern, das Jesus hier mit der Heilung des Blinden vollbracht hatte (Joh. 9: 7). Einige wenige Überbleibsel dieser Kirche lassen sich heute am Tunnelausgang erkennen. Zu dieser Zeit war die ursprüngliche Bedeutung der Davidstadt als die Keimzelle Jerusalems bereits in Vergessenheit geraten, und verschiedene Überlieferungen (die offensichtlich bereits in der Zweiten Tempelperiode begannen) identifizierten die Stadt Davids (und später auch seinen Begräbnisplatz) mit dem Berg Zion.
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Die frühe arabische Zeit | 638 n. Chr.
Die arabische Eroberung Jerusalems aus den Händen der Byzantiner änderte nicht viel am physischen Aufbau der Stadt. Gleichzeitig nahm die Bevölkerung durch die Abwanderung der christlichen Bewohner in andere Teile des byzantinischen Reiches ab. Mit dem Übergang Jerusalems in moslemische Hände wurde das offizielle Verbot aufgehoben, das den Juden das Wohnen in der Stadt untersagte. Mit dem Kapitulationsvertrag, den Khalif Omar mit den Christen in der Stadt schloss, verpflichteten sich die Moslems, den Juden die Niederlassung in der Stadt nicht zu erlauben, doch einer Quelle aus der Geniza in Kairo zufolge wurde es etwa 70 jüdischen Familien aus Tiberias gestattet, nach Jerusalem zu ziehen und sich dort niederzulassen. Die Juden errichteten ihre Wohnungen im Norden der Davidstadt, aufgrund der Nähe des Ortes zum Tempelberg und zum Siloam Teich. Bei den gegenwärtig stattfindenden Ausgrabungen auf dem Giv´ati Parkplatz nördlich der Stadt Davids wurden ausgedehnte jüdische Siedlungsreste aus der moslemischen Zeit ausfindig gemacht. Die Funde weisen auf eine intensive Ansiedlung auf einem Gelände hin, das sowohl zu Wohnzwecken als auch für den Handel benutzt wurde. Im Jahre 1033 fand im Lande Israel ein starkes Erdbeben statt, das die Mauern Jerusalems zum Einsturz brachte. Bei ihrem Wiederaufbau etwa 30 Jahre später wurde ihr Verlauf im Süden verkürzt, wodurch die Davidstadt außerhalb der Mauern blieb. Die Juden waren gezwungen, in einen anderen Teil der Stadt zu ziehen.
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Vom Mittelalter bis in die Neuzeit | 1099 n. Chr.
Nach dem Wiederaufbau der Mauern durch die Dynastie der Fatimiden im Jahre 1063 blieb das Gelände der Davidstadt außerhalb der befestigten Stadt und wurde nicht mehr bewohnt. Die Gihon-Quelle diente auch weiterhin der hauptsächlichen Wasserversorgung der Bevölkerung Jerusalems, die ihr Wasser schöpften und es in die ummauerte Stadt trugen. Unter der Herrschaft der türkischen Osmanen (1517-1917) begann auf dem Hügel östlich der alten Davidstadt auf der anderen Seite des Kidrontals eine kleine ländliche Siedlung zu entstehen, die sich im Laufe der Zeit in das Dorf Silwan entwickelte. Dieses Dorf wurde 1921 in Jerusalem eingemeindet und verwandelte sich in eines der Stadtviertel. Gegen Ende der osmanischen Herrschaft wurde im Süden der Davidstadt die althebräische Inschrift entdeckt, die den Bau des Siloam-Tunnels zur Zeit des Ersten Tempels unter der Herrschaft König Hiskias beschreibt. Die Inschrift befand sich 6 Meter vor dem Ausgang des Tunnels in den Teich, wurde jedoch von der Regierung entfernt; die Felsplatte mit der Inschrift befindet sich bis heute im archäologischen Museum in Istanbul.
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Die jüdische Einwanderung in das Land Israel | Das Jahr 5642 nach der Erschaffung der Welt | 1882 | Das Haus Mejuchas und Kfar HaShiloah
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erreichte eine nicht geringe Zahl von Forschern und Archäologen den Hügel der Davidstadt. Sie alle hatten das gleiche Ziel: Sie wollten ihm seine Geheimnisse entlocken. So enthüllte der Amerikaner Edward Robinson das Mysterium des antiken Siloam-Tunnels, und der britische Forscher Charles Warren entdeckte die Wasserversorgungsanlage und den berühmten Schacht, die bis heute nach ihm benannt sind. 1873 erlebte die Davidstadt eine Renaissance, als die jüdische Familie Mejuchas dort vor den Stadtmauern ihr Haus errichtete. Das Handelsgewerbe der Familie wurde dadurch beeinträchtigt, dass die Tore der Stadt bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen und erst am nächsten Morgen wieder geöffnet wurden. Dabei handelte es sich seit hunderten von Jahren um die erste jüdische Niederlassung auf dem Hügel, der eine so prächtige jüdische Vergangenheit hatte. Rund 10 Jahre später schlossen sich der Familie Mejuchas im Jahre 1882 jüdische Einwanderer aus dem Jemen an, die sich in den Grabhöhlen des Dorfes Silwan gegenüber der Davidstadt niederließen. 1884 initiierten jüdische Philanthropen für die Juden aus dem Jemen gegenüber der Davidstadt auf einem Kamm des Ölberges den Bau eines eigenen Wohnviertels namens Kfar HaShiloach. Das neue Viertel wuchs und gedieh, wurde jedoch im Verlauf der arabischen Unruhen des Jahres 1929 schwer beschädigt. Die Bewohner kehrten zurück und bauten es wieder auf, nur um es im Verlauf der „arabischen Revolte“ von 1936 endgültig zu verlassen. Zwei Jahre lang wurden die Häuser von den Arabern der Umgebung bewohnt, bis auch diese 1938 wegzogen.
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Der Staat Israel | Das Jahr 5708 nach der Erschaffung der Welt | 1948 | Die Stadt David im Feindesland
Im Nachgang zur Ausrufung des Staates Israel am 14.5. 1948 schlossen sich den arabischen Milizen der Umgebung auch Soldaten der arabischen Armeen aus den Nachbarländern an, die den jungen Staat von allen Seiten angriffen. Der Kampf um die Altstadt Jerusalems dauerte etwa zwei Wochen, und das Jüdische Viertel fiel in die Hand der Gegner. Mit dem Waffenstillstand vom 30. November 1948 wurde eine Grenzlinie zwischen Jordanien und Israel gezogen, und Jerusalems Altstadt mit der Stadt Davids blieb unter jordanischer Herrschaft. Im Verlauf von 19 Jahren war den Juden der Zugang zu den historischen Stätten ihres Volkes verwehrt; nur vom Gipfel des Zionsberges, der außerhalb der Altstadt liegt, konnte man einen Blick darauf werfen. In den 1960er Jahren führte die britische Archäologin Kathleen Kenyon Ausgrabungen in der Davidstadt durch, in deren Verlauf eine nicht geringe Zahl beeindruckender Funde freigelegt wurde, darunter auch die Mauern der kanaanitischen Stadt am Osthang der Bergkuppe.
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Der Sechstagekrieg | Das Jahr 5727 nach der Erschaffung der Welt | 1967 | Die Befreiung Jerusalems
Im Juni 1967 brach der Sechstagekrieg aus, dessen Ausgang weitreichende Folgen für den politischen Status Jerusalems hatte; die Altstadt und die benachbarte Davidstadt wurden von den israelischen Verteidigungskräften befreit. Nach fast zwei Jahrzehnten hatten Juden wieder Zugang zu ihren heiligen und historischen Stätten, und nach 2000 Jahren befand sich Jerusalem zum ersten Mal wieder unter der Oberhoheit des jüdischen Volkes.
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Die Stadt Davids heute
Nach dem Sechstagekrieg wurde Jerusalem wiedervereinigt, und die Trennungslinie verschwand, doch in der Davidsstadt lebten keine Juden mehr. In den 1970er Jahren wurde mit archäologischen Untersuchungen begonnen, die unter der Leitung von Prof. Jigal Shiloh im Verlauf mehrer Ausgrabungssaisons zahlreiche Funde und Erkenntnisse im Hinblick auf das alte Jerusalem zeitigten, die uns bis heute von Nutzen sind. Weitere Ausgrabungen in späteren Jahren erweiterten dieses Wissen über die Davidstadt beträchtlich; inzwischen entwickelte sich die Stätte in einen Nationalpark von außergewöhnlicher Schönheit und Bedeutung. Seit 1991 wohnen wieder jüdische Familien auf der Bergkuppe, auf der auch die Davidstadt steht, und heute gibt es hier vierzig solcher Familien sowie das Besucherzentrum der Davidstadt, das sich darum bemüht, einer größtmöglichen Besucherzahl das Erlebnis des Ortes nahezubringen, an dem alles begann.